" Alles hat seinen Preis".
Dieser Satz ist ja eine bekannte Redewendung.
Heute möchte ich diese Redewendung gebrauchen weil ich mir die letzte Zeit viel darüber Gedanken gemacht habe. Dies ist ein ehrlicher Einblick hinter die Kulissen in meines Lebens in der Mission.
Sei es das neue Kleid aus dem Schaufenster, der neue Audi, das Brot beim Bäcker, die neue Haarfrisur. Wir zahlen einen Preis für bestimmte Dinge die wir uns gönnen, brauchen meist Geld. Manchmal erfordert es auch Zeit, Kraft, Disziplin etc.
Den Lebensweg den ich vor mehr als über einem Jahr eingeschlagen habe, mein gewohntes, sicheres Umfeld hinter mir zu lassen, und mich neu auszurichten - dem Ruf meines Herzens zu folgen - nämlich als Missionarin in die Welt hinaus zugehen. Es hat mich mitten in den Pazifik auf eine Insel verschlagen. Eine Insel die so weit im nirgendwo liegt, dass man mehr als 5 Stunden fliegen muss, um das Festland der USA wieder zu erreichen. Ich lebe auf Hawaii! YES! H A W A I I.
Das Gras ist auf der anderen Seite grüner! Den Spruch kennst du wahrscheinlich auch. Vielleicht hast du ihn schon öfters von anderen Leuten gesagt bekommen, oder du denkst ihn wenn du dich, deinen Lebensstil mit anderen aus deinem Umfeld vergleichst, vielleicht sprichst du es aber auch offen und ehrlich aus.
Oh, ja wie oft habe ich " the gras is greener on the otherside" schon gedacht oder gesagt.
Ich kann und will auch nicht abstreiten, dass "das Gras auf meiner Seite recht saftig und grün" ist, doch es
gibt auch Bereiche wo Moos und Unkraut wächst oder wuchs und ich es durch harte Arbeit gründlich entfernt habe.
Ich hoere Dinge wie:
"Lisa, du siehst die Welt".
"Du kommst an Orte wo nicht viele hingehen".
"Du lebst einen Traum".
"Du lebst dort wo andere davon träumen Urlaub zu machen".
"Wenn ich nur mit dir tauschen könnte".
"Sei mal ehrlich, du arbeitest doch da nicht wirklich jeden Tag".
Ich habe viel über solche Aussagen nachgedacht, und mich dazu entschlossen mal ein bisschen davon zu berichten was im Hintergrund meines Lebens geschieht, wo nicht viele einen Blick drauf werfen - welchen Preis ich zahle dieses Leben zu leben.
Familie und Freunde
Ich bin ein Beziehungsmensch. Ich brauche meine Familie und Freunde um mich herum. Menschen die mich
kennen, mich lieben - wo ich sein kann wie ich bin. Ich sehne mich nach echter Gemeinschaft, das Leben, den Alltag mit denen zu teilen die mir wichtig sind.
Seit 2015 verpasse ich Geburtstage, Hochzeiten, Geburten, wie neue Liebesgeschichten beginnen, und auch wie welche
zerbrechen, und sonstige Events meiner Familie und Freunden.
Den Alltag meiner engsten Menschen verpasse ich, ich bin nicht da wenn sie durch Herausforderungen, oder
Siege gehen, ich bin nicht anwesend um mit zu weinen, zu freuen.
Und ja, es ist nicht so als würde ich hier keine neuen Beziehungen knüpfen. Doch es sind eher mehr Lebensabschnittfreunde, denn an den Orten wo ich mich befinde ist viel in Bewegung - und 80% der Menschen in meinem Umfeld, rotiert alle 3 Monate, um Menschen in der Welt auf Einsätzen zu dienen. Endlich haben wir uns kennengelernt, schon reist die Person wieder ab,
Man lernt sein Herz, seine Sorgen und Träume noch vorsichtiger zu teilen, da es weh tut wenn die Menschen aus deinem Leben wieder nach Hause, auf einen Einsatz etc. gehen
Ich bin ein SOCIAL BUTTERFLY, dass sagen zumindest Menschen über mich. Mir fällt es nicht schwer neue
Kontakte zu knüpfen. Ich finde mich schnell in neuen Umständen und Lebenssituationen ein.
Man lernt mit wie wenig man doch auskommen kann, man lernt das man aus Sporthose, Basicshirt und einer Statement Kette, bisschen Lippenstift ein richtiges WOW Outfit in einem Dritten Welt Land kreieren kann.
Ich habe gelernt in Zelten, Hochbetten, Holzbetten ohne Matraze, Isomatte, ohne Decke und Kissen etc. zu schlafen.
Ich hab gelernt Dinge ausblenden, wie das Fliegen auf meinem Essen sind, mit Regenwasser zu duschen, meine Wäsche per Hand zu wachsen, um Preise zu feilschen, alle Arten von Toiletten zu benutzen ohne reinzufallen, auszurutschen. Und Achtung, Ich kann innerhalb 1 Stunde mein ganzes Hab & Gut in einen Koffer packen.
Home
Ich habe seit 15 Monaten kein richtiges Zuhause mehr gehabt. Hier kommen nun einige Zahlen.
April - Juni , fuer 3 Monate habe ich mit 9 anderen Mädchen in einem Zimmer gewohnt, von Juni - August fuer 3 Monate, habe ich mit 8 anderen Mädchen mir Zimmer auf unserem Asieneinsatz geteilt zurueck in Hawaii wieder in ein 10 Bettzimmer. Dann hatte ich das Privileg für 3 Monate in Deutschland ein einiges Zimmer und Bett zu haben.
Plötzlich war es so still um mich herum. Die ersten Tage habe ich es genossen, doch dann hab ich gemerkt das ich alleine bin. Keine Nachtgespräche, keiner der mich aufweckt, niemand der sich über mir im Bett umdreht. Ab Jan - April zurueck in Kona erneut drei Monate in einem vollbesetzten 10 Bettzimmer.
Dann wurde ein Traum endlich wahr, ich konnte in ein wunderschönes Apartment einziehen. Nun wohne ich mit drei Mädels zusammen, was schon Luxusstatus für mich ist! Seit einigen Monaten teile ich mir mit einer Freundin ein Bett, da unsere Wohnung so eingerichtet war. Ich habe lernen müssen mich anzupassen, Rücksicht zu nehmen, mit wenig Privatspaehre auszukommen. Ich denke das sind gute Dinge zu lernen, und wir haben so oft auch Spass, reden und lachen abends noch im Bett bevor wir völlig erschöpft aber dankbar teil dieser Arbeit zu sein einschlafen.
Einsätze
Ich sehe durch meine Einsätze im Ausland viele tolle Kulturen. Die Welt ist mein Klassenzimmer geworden. Ich sehe viel, ich höre viel, esse neue Dinge, treffe interessante Menschen, sehe atemberaubende Kulissen- aber wir machen diese Einsätze nicht um zu 'reisen", wir machen uns auf den Weg um Licht in die Dunkelheit zu bringen, die Frohe Botschaft zu verkünden, und Menschen ganz praktisch zu helfen. Dabei bricht mein Herz in tausende Stücke,
Immer wieder. Immer wieder.
Wir sehen Kinder in der Bordellen, Männer die sich aus Frust, Sorgen betrinken bis sie ihre Sinne verlieren, Babys die aufgrund von Behinderungen ausgesetzt werden, junge Männer die als Sexsklaven verkauft wurden, Kinder die in Drogenkliniken versuchen von Süchten wieder frei zu werden, Menschen die aufgrund von Naturkatastrophen Familienmitglieder, Hab & Gut verloren haben.
Ich sehe Dinge unter denen ich zerbrechen könnte, auch wenn ich viele wunderschöne Momente haben, Hoffnung und Veränderung in Menschenleben & Umständen sehe. Gott erinnert mich dann immer daran dass Er jeden Menschen, jedes Baby sieht. Ich muss, kann und darf nicht alle Last auf meinen Schultern tragen, dass tut Er.
Dennoch weiss man manchmal nicht mehr wie man sein Leben nun weiterleben soll wenn man all diese Dinge gesehen hat...
Eigentum
Mein Eigentum passt in zwei Koffer.
Ein Koffer reicht aus um meine Winterkleidung und paar andere Sachen zu packen, die in meinem Elternhaus zwischengelagert sind. Der andere Koffer ist grad mit auf meiner Reise.
Alles was ich besitze, trage ich bei mir.
Ich besitze nicht "mehr" . Manchmal wurde ich mir gern eine schöne Tasse, oder ein Kissen etc. kaufen, doch dann erinnere ich mich das ich dies in meine Koffer nicht mitnehmen kann, also mache ich seit einigen Monaten "Window Shopping".
Finanzen
Ja, je weniger man hat, desto mehr hat man das Gefuehl der Freiheit, doch der grad zwischen Freiheit und “ Unsicherheit” ist nicht gross. Denn Besitz gibt den meisten von uns doch Sicherheit - mir zumindest.
(Aber vielleicht ist eine falsche Sicherheit!?)
Ich musste mich aufs Wasser wagen- immer wieder auch heute, und meine Sicherheiten aufgeben.
Ab meinen Teenagernjahren hab ich gearbeitet - Zeitung austeilen, kellnern, im Supermarkt an der Kasse sitzen, Lageristin, Verkäuferin im Einzelhandel etc. um mir mein Leben(Standard) zu finanzieren.
Dadurch habe ich früh gelernt unabhängig zu sein, und das ist eines der Dinge worüber ich dankbar bin, dass gelernt zu haben. Ich hab gelernt, wenn ich etwas möchte, muss ich dafür einen Einsat bringen, und hart arbeiten. Ich wollte und will die meisten Dinge in meinem alleine schaffen. Ich frage nicht gern um Hilfe, es fällt mir sogar richtig schwer - oft denke ich es ist ein Zeichen von Schwäche. Interessant, denn wenn andere Menschen mich um Hilfe, einen Gefallen bitten denke ich nicht das sie “schwach” sind, doch ich denke es von mir.
Nun, wie die meisten wissen lebe ich seit ingesamt über einem Jahr auf Spendenbasis.
Ich arbeite als Missionarin und bin darauf angewiesen das Menschen mich finanziell unterstützen. Weil sie an meine Arbeit, meinen Ruf, an mich als Person glauben. Dieser Bereich "Geld" fordert mich besonders heraus.
Ich muss jeden Monat, bei jeder Rechnung, bei jedem Einsatz der ansteht, darauf vertrauen das Gott Menschen aufs Herz legt mir etwas Geld zukommen zu lassen, damit ich meine Miete, Versicherung, Essen etc. bezahlen kann.
Es ist ein" Glaubenskampf. “
Es ist ein Kampf wo es um meinem Stolz geht.
Es ist ein Kampf im Umgang mit Angst der Menschenfurcht.
Es ist ein Kampf Unglauben vs. Glauben.
Und ich bin dankbar für die Zeugnisse die ich seit einigen Monaten nun erlebt habe, wie auf Wunderbare Weise Gott mich durch Menschen/Situationen versorgt hat.
Ich bereue nichts!
Ja, ich habe diese Entscheidung getroffen, diese Dinge loszulassen, hintermirzulassen.
Und ich bereue es nicht, doch ich möchte sagen, dass auch ich meinen Preis für diesen Lebensstil "zahle".
Und jedes “Opfer” ist es mir wert. Mich erfüllt die Arbeit die ich tue, mich in Menschen zu investieren.
Ich weiss wieso ich dies tue. Ich weiss das Gott mich gerufen hat, Ihm zu folgen, und Seine Stimme hat mich vorerst an diesen Ort, in diesen Lebensstil geführt. Auch wenn es mir manchmal weh tut so weit weg zu sein,habe ich jeden Nacht, und jeden neuen Morgen immer den Frieden in meinem Herzen gehabt, genau am richtigen Platz zu sein.
Welchen Preis zahlst du?
Jeder von uns zahlt einen Preis was das persönliche Leben/ Lebensstil angeht.
Arbeitest du soviel das du deine Familie, deinen Partner und Freunde nicht mehr siehst?
Arbeitest du so hart um deine Kredite abzuzahlen, damit du ein neues Auto fahren kannst? Aber es dann nicht geniessen kannst?
Vielleicht hast du Angst du kannst was verpassen, und versuchst um jeden Preis bei allen möglichen Treffen dabei zu sein.
Es kann sein es fällt dir schwer "Nein" zu sagen, da du um jeden Preis alle Menschen um dich herum zufrieden stellen willst.
Vielleicht willst du um jeden Preis die Stilikone sein, und verwendest Geld und eine Menge Zeit in dein Äußeres, aber du wirst so müde davon, weil alle paar Wochen sich die Trends ändern.
Kommst du grad so mit deinem Geld über die Runden? Hast aber dafür Zeit dich mit Menschen und Dingen zu beschäftigen die dir am Herzen liegen?
Du kennst dein Leben, dein Lebensstil am besten.
Überlege dir heute neu, was dir im Leben wichtig ist, worauf du dich mehr konzentrieren willst.
Hast du die Kosten abwägt?