Ich werde immer wieder vor meinen Abreisen gefragt, ob ich nervös etc bin, und meist verneine ich diese Frage. Doch diesmal war es anders. Ich war wirklich nervös. Denn ich wusste nicht was mich erwartet wenn ich in Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal ankomme. Ich wusste nicht ob ich genug vorbereitet bin für das was vor mir liegt. Wie das Leben nach den schweren Erdbeben wirklich aussieht.
Die Landung war tagsüber so konnte ich sehen, dass in der ländlichen Gegend, ausserhalb der Stadt viele Häuser, Wohngegend zerstört sind. In der Stadt stehen viele Häuser, es sind mehr vereinzelte Häuser die etwas oder völlig zerstört sind. Man sieht viele Menschen auf der Strasse arbeiten, sie schleppen Schutt und Steine. Der Alltag in der Stadt ist bei den meisten Menschen in diesem Dritte Welt zurück gekehrt. Die Mehrheit der Menschen ist in ihre unbeschädigten, oder nur teilweise zerstörten Häuser zurück gegangen. Doch man sieht auch noch Zelte, die in Parks oder freiliegenden Flächen stehen , und Notunterkünfte für die Opfer des Erdbebens sind. Viele Menschen leben hier in der Angst das weitere Nachbeben kommen, einige Menschen ziehen die Zelte vor da sie sich dort sicherer als in einem Haus fühlen.
Und ich kann dies nun verstehen, denn wir hatten hier gestern Nacht zwei Erdbeben/Nachbeben der Stärke 4,8 und 4,4. Ich lag in meinem Bett, und plötzlich wackelte mein Bett unfassbar stark. Wenige Sekunden später war es vorbei, und einer der Männer von einem Team stand bei uns im Zimmer, und holte uns. Wir sind dann raus vor Haus. Die ganze Nachbarschaft war wach, Hunde bellen, Leute schreien. Tore werden versucht panisch zu öffnen. Ich wusste nicht recht was ich nun denken/machen soll, da ich so etwas noch nie erlebt habe. Die anderen haben mich beruhigt, und meinten alles ist Ok, wir können ins Haus zurück. So sind wir nach einigen Minuten wieder rein. Ich kann nun etwas mehr nachvollziehen wie es den Menschen hier Nepal gehen muss, die seit einigen Wochen in ständiger Angst vor weiteren Nachbeben leben.
Als ich dann wieder im Bett lag, hatte ich kurz Angst einzuschlafen, weil es könnte ja ein neues, stärkeres Beben kommen. Doch wir haben dann im Zimmer zu dritt zusammen gebetet, und ich bin dann recht schnell, und auch ruhig eingeschlafen. Ich habe neu erkannt, dass ich keine Angst haben brauch, weil ich in Gottes Händen sicher bin, und ER Kontrolle über mein Leben hat. Ich kann mich auf Ihn verlassen, egal in welcher Lebenslage ich mich befinde.
Meine ersten Tage habe ich damit verbracht mich hier zurecht zu finden, meinen Jetlag zu überwinden, die Leute aus meinem Team kennenzulernen, und mich in meinen neuen Aufgaben zurechtzufinden. Zugegeben ich war etwas aufgeregt, weil ich nicht wusste wer mich abholen wird, wo ich unterbracht werde für die nächsten Wochen etc. Ich wurde herzlichst empfangen, ich bin in einem YWAM Guesthouse untergebracht wo ich mit 2 anderen Mädels wohne und wir uns um Teams kümmern die angereist kommen. Wir bereiten Frühstück vor, geben ihnen Orientation über Land, Kultur, Sicherheit. Wir helfen den Teams hier in Nepal anzukommen, helfen ihnen bei der Registration, und senden sie dann nach 2 Tagen in die Dörfer und Berge aus. Täglich telefonieren wir mit Teams die in den Doefern sind ob alle und alles in Ordnung ist. Wir hatten mit einem Team aus Texas "Debrief", sie waren für 10 Tage in den Bergen und haben geholfen Häuser zu bauen. Wir gehen mit ihnen durch wie es ihnen ergangen ist, was sie gelernt haben, was sie uns für die nächsten Teams an Tipps weitergeben können, Ich habe Bilder, Videos eingesammelt und Berichte aufgenommen, die wir mit den Sponsoren in aller Welt teilen wollen.
Ich habe mit zwei anderen Mädels einer Familie beim Umzug geholfen. Ihr Haus wurde durch das Erdbeben zerstört, und ist seitdem nicht mehr bewohnbar. Wir haben das neue Haus so gut es geht geputzt, ein simples Bett aufgebaut, Kisten getragen, und sie tatkräftig unterstützt.
Im National Office verbringe ich viel Zeit, meine Aufgabe ist die Teams - die aus aller Welt kommen, um den Menschen hier zu helfen- zu koordinieren:
Wer kommt wann an?
Wie viele Personen? Wie viele Frauen? Wie viele Männer?
Was sind ihre Stärken? Hilfe beim Wiederaufbau von Häusern? Seelsorge?
Wer holt sie am Flughafen ab?
In welche Area/ Dorf schicken wir sie?
Wer wird der Nepali Ansprechpartner für das Team sein?
Ich helfe dabei eine Database/Index zu erstellen, um effektiv den Wiederaufbau zu organisieren.
Wo sind bereits Teams zum Wiederaufbau hingereist? Welche Dörfer haben noch keine Hilfe erhalten? Wo wurden Zelte , Wasserfilter, Planen, Reis und Solarlichter verteilt? Wie viele Hütten sind gebaut worden?
Was wird wo benötigt? etc.
Ich bin gespannt auf das was Gott für mich hier noch in den nächsten Wochen bereithält.
Schönheit statt Asche - ich suche es, ich finde es.
Ich sehe es hier.
Gott ist Frieden.
Gott ist Hoffnung.
In all dem Trubel. Chaos und Schmerz.
DANKE für all den Support den ich erhalte um hier sein zu können- sei es via Email, Nachricht, Gebete, Geld!
Herzlichen Dank für deine Zusammenarbeit!
Gottes Segen und Alles Liebe
Lisa Marie